Natalia Iwanowa-Kolakowska
Die Welt steht vor einer globalen Lebensmittelkrise, die durch die Covid-19-Pandemie und steigende Kraftstoffpreise verursacht worden ist. Laut einem von der UNO veröffentlichten Bericht wird eine umfassende Invasion in die Ukraine die Krise für Millionen von Menschen verschärfen und die Preise für Lebensmittel und Energieträger weltweit in die Höhe treiben.
Detaillierte Informationen über die Auswirkungen der Blockade von Seekorridoren auf die globale Lieferkette und die Werkzeuge, mit denen die Logistikbranche die Herausforderungen der neuen Realität bewältigt, erfahren wir von Natalia Iwanowa-Kolakowska, stellvertretende Regionaldirektorin für die EU-Länder der AsstrA-Unternehmensgruppe.
Krise
Die heutige Lebensmittelkrise ist aus mehreren Gründen entstanden. Unter all der Vielfalt lassen sich 3 Hauptgruppen unterscheiden: Klimakatastrophen im Jahr 2021 – Dürre in Nord- und Südamerika, Überschwemmungen in Australien, ungewöhnliche Hitze in Europa; Unterbrechung der Lieferketten aufgrund von Covid-19, einschließlich der „Null-Toleranz“-Politik der VR China und einer umfassenden Invasion in die Ukraine.
Nach Beginn der Invasion verhängte die russische Marine eine Blockade der Häfen der Ukraine, wodurch 20 Millionen Tonnen Getreide, Mais und Sonnenblumenöl, die für den Export bestimmt waren, faktisch eingefroren wurden. Seit Monaten suchen Vertreter verschiedener Länder, internationale Verbände und unabhängige Organisationen nach einer alternativen Transportlösung. Unter den Optionen für den Getreideexport wurde unter anderem ein Schema zum Transport per Bahn und LKW aus den südlichen Regionen der Ukraine in den polnischen Hafen Danzig und von dort aus per Schiffe nach Afrika genutzt. In der Hochsaison im August 2022 wurden 4,6 Millionen Tonnen Getreide exportiert, davon 3 Millionen auf dem Seeweg, die restlichen 1,6 Millionen Tonnen Getreide wurden per per Bahn und LKW sowie per Flussschiffe entlang der Donau verschickt.
Verschiedene Spurweiten in der Ukraine und der EU erschweren alternative Lieferungsschemen. Darüber hinaus ist die Anzahl der Getreidetransporter in Europa begrenzt und zu Erntezeiten gibt es kaum genügend spezielle Fahrzeuge, um in der Europäischen Union angebautes Getreide zu transportieren. Das erhöhte Erntevolumen erfordert die Optimierung der Tragfähigkeit und eine größere Anzahl von Getreidetransportern. Ihre Herstellung erfordert Zeit, Energie und Investitionen.
Gleichzeitig bleibt die Verbesserung der Arbeit der Grenzübergänge durch die Erhöhung der Zahl der Tierärzte sowie der Bau von provisorischen Lagern an der Grenze zur Ukraine eine wichtige Aufgabe.
Grain from Ukraine
Am 26. November präsentierte das ukrainische Team ein neues Projekt – Grain from Ukraine (Getreide aus der Ukraine). Laut einer in The Guardian veröffentlichten Erklärung werden bis Ende des ersten Halbjahres 2023 bis zu 60 ukrainische Getreidetransporter in eine Reihe afrikanischer Länder geschickt. Der Hauptzweck der Lieferungen besteht darin, eine Hungersnot in den ärmsten Ländern zu verhindern. Die Schiffe, die den ukrainischen Hafen in Odessa verlassen, können humanitäre Hotspots im Sudan, Jemen und Somalia erreichen. Internationale Getreidesubventionen bleiben eine notwendige Bedingung.
Das Lieferungsschema ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von Regierungsbehörden, NGOs und privaten Unternehmen. Die ersten drei Schiffe sollen von Odessa in den Sudan, nach Somalia und in den Jemen geschickt werden. Das von Deutschland finanzierte Lotsenschiff ist bereits nach Äthiopien aufgebrochen.
Die Schweizer Unternehmensgruppe AsstrA-Associated Traffic AG entwickelt Zustellkonzepte weiter, passt Logistikangebote den Marktanforderungen an und findet für jeden Firmenkunden individuelle Lösungen, auch in den turbulentesten Zeiten.
Autor: Anastasiia Onoshko.