„Hierzulande musst du so schnell laufen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst. Und um woanders hinzukommen, muss man noch mindestens doppelt so schnell laufen!“ Im 21. Jahrhundert bleibt Lewis Carrolls Schlagwort aus dem Buch "Alice hinter den Spiegeln" relevant und eindringlich.
Obwohl die Covid-Pandemie das Reisen um die Welt eingeschränkt hat, nimmt das Lebenstempo weiter Fahrt auf. Die Unsicherheit im letzten Jahr hat die Menschen immer wieder dazu ermutigt, härter zu arbeiten und nach gebrauchsfertigen Lösungen für die neuen Bedingungen zu suchen. Der teilweise oder vollständige Übergang in den remoten Arbeitsmodus hat die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben verwischt.
Der Begriff „Burnout-Syndrom“ wurde 1974 von dem amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger geprägt. Laut seiner Theorie wird ein bestimmtes Arbeitsumfeld oder die Art der Arbeitsorganisation zur Ursache von Burnout. Der Wissenschaftler empfahl, die Situation sowohl auf persönlicher als auch auf organisatorischer Ebene zu bewältigen. Beispielsweise können Arbeitszeiten reduziert und Mitarbeiter unterstützt oder geschult werden.
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte gaben im Jahr 2020 70 % der Befragten an, Burnout am Arbeitsplatz erlebt zu haben. 50 % der Befragten haben diesen Zustand schon mehrfach erlebt. Zu den Faktoren von Burnouts gehören laut einer anonymen Umfrage der Blind-App Überarbeitung, die Verwischung der Grenze zwischen Arbeit und Zuhause, Mangel an Freizeit und die Notwendigkeit, mit anderen in Kontakt zu bleiben.
Nach der Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation ist Burnout ein chronisches Stresssyndrom, das am Arbeitsplatz auftritt und mit dem eine Person nicht fertig wird. Die WHO definiert 3 Merkmale des Syndroms:
- Ständige Müdigkeit und Erschöpfung.
- Gefühl der Distanz zur Arbeit oder negative Emotionen, die beim Nachdenken über die Arbeit entstehen.
- Unterschätzung beruflicher Leistungen, Gefühl der Inkompetenz, Abnahme der Arbeitsproduktivität.
Beim Betrachten des Burnouts von der biochemischen Seite führt Dopamin zur Freude an der Arbeit. In einem gesunden Zustand wird jede erledigte Aufgabe von der Freisetzung dieses Hormons begleitet. In einer Situation des emotionalen Burnouts funktioniert das Schema nicht mehr: Die Anzahl der Aufgaben wächst, aber die Befriedigung durch deren Abschluss kommt nicht.
"Krankheiten sind leichter zu vermeiden als zu heilen." Auf Geheiß von Hippokrates hat Karina Budinskaya, Leiterin des Trainings- und Entwicklungszentrums bei AsstrA, Empfehlungen erarbeitet, um die Entstehung des Burnout-Syndroms zu verhindern.
Karina Budinskaya
- Analysieren Sie aktuelle Projekte und gleichen Sie diese mit den verfügbaren Ressourcen ab. Verwerfen Sie neue Projekte, wenn die Arbeitsbelastung bereits hoch ist. Es ist wichtig, Ihre eigene Auslastung zu kontrollieren und zu verfolgen, was Sie der To-Do-Liste hinzufügen und was nicht. Was sie selber ausführen können und was Sie delegieren sollten. Achten Sie auf spontane Einwilligungen, vielleicht übernehmen Sie eine neue Aufgabe, weil Sie Angst haben abzulehnen.
- Analysieren Sie begonnene Projekte einmal pro Woche, Monat oder Quartal. Stellen Sie fest, was Sie geschafft haben, mit wem Sie kommuniziert haben und vor allem, was Sie in der Zwischenphase erreicht haben. Die Analyse hilft Ihnen zu verstehen, wo Sie sich im Projektkoordinatensystem befinden.
- Planen und überdenken Sie nicht nur Arbeitsaufgaben, sondern auch persönliche. Tragen sie in den Kalender Termine wie einen Film ansehen, sich mit Freunden treffen oder Trainings ein. Wenn Sie die Agenda mit Plänen überprüfen, sehen Sie die Auslastung in den nächsten Tagen, und dies wird nicht nur Arbeit sein.
- Denken Sie an die Grundlagen - Ernährung und Schlaf. Eine ausgewogene Ernährung hilft Ihrem Körper, die Nährstoffe zu erhalten, die er für ein reibungsloses Funktionieren benötigt. Zur Erholung ist es ratsam, vor 23.00 Uhr einzuschlafen und 7-9 Stunden in einem dunklen, belüfteten Raum zu schlafen.
- Treiben Sie Sport – Spazieren, Joggen, Radfahren, Rollschuhlaufen, Yoga. Wählen Sie eine Aktivität, die zu Ihrem Tagesablauf und Ihrem persönlichen Sportrhythmus passt. Machen Sie Atemübungen und meditieren Sie. Achtsames Atmen hilft dabei, Konzentration und Präsenz im Moment zu entwickeln.
Verwenden Sie alle verfügbaren Instrumente, um eine positive Einstellung und einen positiven Ressourcenzustand zu bewahren. So vermeiden Sie Burnouts und sorgen für eine ausgewogene Work-Life-Balance. Lassen Sie in jedem Kalender eine „Selbstpflegekategorie“ erscheinen.