Bei multimodalen Logistiklösungen werden Güter mithilfe von mehreren Transportarten durch einen einzigen Logistikdienstleister befördert. Diese Lösungen werden in der Branche immer beliebter, denn dank ihrer Flexibilität können Unternehmen auch in unvorhersehbaren Zeiten ihr Geschäft ausführen. Trotz der vielen Vorteile benötigen multimodale Logistiksysteme jedoch mehr Zeit für die Organisation. Experten der unterschiedlichen Verkehrsträger arbeiten zusammen, um umfassende Lösungen zu entwickeln, die den Anforderungen jedes Kunden am besten entsprechen.
In 2020 hat die internationale Unternehmensgruppe AsstrA 146 % mehr multimodale Aufträge abgewickelt als im Vorjahr und es ist zu erwarten, dass dieser starke Wachstumstrend anhält. Die wichtigsten Routen, die das Unternehmen bediente, waren aus Polen und China nach Russland, aus Deutschland und den Niederlanden nach Polen sowie nationale Handelsrouten in Russland.
Andrzej Iwanow-Kolakowski, EU-Regionaldirektor bei AsstrA, äußert sich zu den Vorteilen multimodaler Transportsysteme und ihrer Zukunft in der Welt der Logistik.
- Was erwartet den multimodalen Transport in 2021?
Andrzej Iwanow-Kolakowski
In 2021 werden wir ein großes Interesse in diese Logistiklösung beobachten, was dem aktuellen Trend entspricht. Letztes Jahr waren kombinierte Zustellungen oft die schnelleren Alternativen zu Straßentransporten, welche von den Grenzschließungen und der Pandemie beeinträchtigt wurden. Der Logistiksektor hat in den letzten Jahren viel gelernt und wird diese Kenntnisse für die Weiterentwicklung der multimodalen Schemen anwenden. Multimodale Systeme tragen auch dazu bei, den internationalen Mangel an Lkw-Fahrern in der Branche zu überwinden. Durch die Integration des See- oder Schienentransports in die Lieferpläne minimieren Logistikdienstleister ihre Abhängigkeit von verfügbaren Fahrern. Wir erwarten daher, dass der multimodale Verkehr den unimodalen Straßentransport teilweise ersetzen wird.
Ein weiterer Trend ist die Integration fortschrittlicher Technologien wie Blockchains. Während viele solcher IT-Lösungen bereits zur Unterstützung unimodaler Transportschemen eingesetzt werden, ist deren Verwendung in multimodalen Systemen komplexer. Sie müssen auch bei Umschlägen zwischen Transportfahrzeugen ununterbrochen funktionieren. Logistikdienstleister, die mit dieser Komplexität klarkommen werden, werden für sich neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
- Welche Vorteile haben multimodale Schemen gegenüber unimodalen Beförderungen?
Die Vielzahl multimodaler Logistiklösungen schafft mehr Flexibilität. Durch die Kombination verschiedener Verkehrsträger können Kunden ihre Fristen und Kosten effizient optimieren. So kann für dringende Lieferungen der Lastwagen auf einen Zug beladen werden, um das Ziel schneller zu erreichen als mit dem Straßentransport. Ein weiteres Beispiel ist, dass multimodale Systeme bestehend aus Straßentransport und Hochgeschwindigkeits-Containerzügen die Überlastung in den Häfen umgehen können, in denen derzeit - insbesondere in China - ein Mangel an Seecontainern beobachtet wird.
Ein anderer Vorteil ist, dass multimodale Lösungen häufig „grüner“ sind. Diese Eigenschaft wird in der Branche zunehmend geschätzt. Optimierte multimodale Lieferungen reduzieren den CO2-Ausstoß im Vergleich zu unimodalen Systemen. So kann die Luftverschmutzung verringert werden, indem der Straßenverkehr teilweise durch den umweltfreundlicheren See- oder Schienenverkehr ersetzt wird. Um ein größeres Bewusstsein dafür zu schaffen, wie multimodale Systeme dem Planeten helfen können, stellt AsstrA seinen Kunden Rechnungen zu, in denen die Menge des beim Transportauftrag ausgestoßenen CO2 aufgeführt ist.
- Für welche Projekte empfehlen Sie multimodale Transporte?
Multimodale Transportsysteme eignen sich am besten für Schüttguttransporte und regelmäßige Lieferungen, können aber auch gut für andere Transporte eingesetzt werden. Das AsstrA-Team hat viele multimodale Transportaufträge für Kunden aus der Metall-, Produktions-, Mode-, Schönheits- und Chemieindustrie ausgeführt.
Allerdings sind multimodale Optionen nicht immer ideal für übergroße Fracht. So ist es manchmal nicht möglich, eine übergroße Fracht auf einen Zug zu platzieren, sodass der Straßentransport die einzige Option für den Versand bleibt. Trotzdem empfehlen AsstrA-Spezialisten intermodale Schemen, wann immer die Ladungseigenschaften dies zulassen.
- Welche Auswirkungen hatte die Blockierung des Suezkanals auf die europäischen Aktivitäten von AsstrA?
AsstrA war nicht direkt betroffen, aber die Folgen brachten Herausforderungen mit sich. Schiffe konnten die europäischen Häfen nicht verlassen, was zu Staus führte. Die Frachtraten steigen, die Container sind knapp und Verzögerungen beim Versand verursachen zusätzliche Kosten. Die Auftragsausführung verzögert sich um bis zu 3 Wochen. In dieser Zeit können sich die zuvor ausgehandelten Preise ändern. Glücklicherweise schlägt das AsstrA-Team immer mehrere Lieferoptionen vor und Kunden müssen sich nicht nur auf den Seetransport verlassen.
- Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass solch eine Situation erneut auftritt?
Da es einmal passiert ist, kann es immer wieder zu solchen Situationen kommen. Die Ermittlungen dauern noch an und wir wissen nicht genau, was passiert ist. Es besteht also die Gefahr, dass etwas Ähnliches erneut geschehen kann. Hoffen wir, dass dies nicht der Fall ist - aber falls doch, sind wir bereit, so effektiv wie möglich zu reagieren.