Ladungen mit Übergröße sind schwer. ADR-Güter sind riskant. Chemische Produkte sind gefährlich. Kleidungsstücke sind wertvoll. Lebende Tiere sind LEBENDIG! Der Transport jeglicher Ladungstypen ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, aber die letzte Gruppe scheint besonders anspruchsvoll zu sein. Ist der Transport von lebenden Tieren ein Kinderspiel? Wir sprachen darüber mit Juliana Mosina, der Leiterin der Livestock Logistics Abteilung bei AsstrA, über Transporte von lebenden Tieren bei der Unternehmensgruppe AsstrA-Associated Traffic AG.
In welche Länder transportiert AsstrA die Tiere am häufigsten?
Die Unternehmensgruppe AsstrA realisiert hauptsächlich Viehtransporte aus Westeuropa nach Russland, Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Georgien, Aserbaidschan wie auch in die Ukraine und in die Türkei. Diese Richtungen erfreuen sich besonders großen Interesses. Wir transportieren auch Tiere in exotische Gebiete. Dazu gehören Transporte in solche Länder wie Marokko, Tunesien, Tadschikistan, Armenien, in die Mongolei. Die Nachfrage nach exotischen Transportrichtungen für lebende Tiere wächst stetig bei AsstrA. Seit Januar bis Mai dieses Jahres ist die Anzahl der Aufträge bei AsstrA Livestock Logistics um 68 % gegenüber gleichem Zeitraum im Jahr 2017 gestiegen, hingegen hat sich der Umsatz in den fünf Monaten des Jahres 2018 um sage und schreibe 58 % gegenüber gleichem Zeitraum im Vorjahr erhöht. Wir haben mit kurzen Strecken begonnen. Heute können wir Tiere fast überall ausliefern, wo ihre Besitzer auf sie warten.
Nahezu überall, aber auch fast alle Tierarten?
Wir hatten zwar noch nicht das Vergnügen, Flusspferde zu transportieren, aber alles liegt noch vor uns. AsstrA Livestock Logistics ist vor allem auf den Transport von Rindern, Schweinen und Schafen spezialisiert. Wenn es um den Transport von exotischen Tieren geht, betraf eines der interessantesten Projekte den Transport von Tieren im Auftrag eines Zirkus. Damals transportierten wir Tiger, Löwen, Pumas und Luchse. Giraffen waren auch an Bord. Persönlich sind Kühe mein Liebling. Dies sind extrem intelligente und soziale Tiere. Kühe wählen immer einen Anführer, dem sie folgen. Wenn der Anführer der Herde trinkt, dann trinkt auch der Rest, wenn der Anführer isst, dann isst auch der Rest. Außerdem haben Kühe die wunderschönsten Augen und Wimpern der Welt.
Wenn man den Transport von lebenden Tieren organisiert, muss man wahrscheinlich Zoologe sein und sich bestens mit Tieren auskennen.
Manchmal schon, das stimmt. Solche Kenntnisse sind sehr nützlich.
Zum Beispiel?
Zoologisches Wissen ist auch beim ersten Kontakt mit einem potenziellen Kunden nützlich, der das Büro anruft und eine Bulldogge oder einen Mops im Flugzeug transportieren möchte, was in der Tat unmöglich ist. Dies sind brachyzephale Rassen - diese Hunde haben eine sehr spezifische Nasenhöhlenstruktur, die das Atmen erschwert. Daher können Bulldogs und Möpse keine hohen Temperaturen und Druckveränderungen vertragen, was sich fatal auf ihr Wohlbefinden auswirken kann. Die meisten Fluggesellschaften akzeptieren solche Hunderassen nicht einmal an Bord. So ist es in der Theorie und in der Praxis kann ich sofort Fahrern sagen, was zu tun ist, wenn zum Beispiel eine Kuh sich entschließt, während des Transportes ein kleines Tier auf die Welt zu bringen. Alles in allem ist es mehr eine Erfahrung als echtes zoologisches Wissen.
Sind Hunde die anspruchsvollsten Arten während des Transportes?
Ja, Hunde sind sehr empfindlich und haben stark mit dem Stress zu kämpfen. In der Tat fühlen sich die Vertreter aller Tierarten während des Transportes unwohl und auf jeden Fall sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Beispielsweise trinken Schweine sehr viel und Nerze geben als Folge von Stress einen unangenehmen Geruch ab. Der Container oder Sattelauflieger ist nämlich nicht ihre natürliche Lebensumgebung. Losgelöst von ihrer alltäglichen Umgebung sind sie sehr gestresst und ängstlich. Deshalb ist es immens wichtig, die zu transportierenden Tiere mit bestmöglichen Bedingungen zu versorgen.
Was stellt folglich die größte Herausforderung beim Transportieren von lebenden Tieren dar?
Die wichtigste Herausforderung ist eben das Wohlergehen der Tiere beim Transport, egal ob es sich um eine lange oder kurze Strecke handelt. Zu diesem Zweck sollte zunächst ein speziell angepasstes Transportmittel ausgewählt und eine angemessene Menge an Nahrung und Wasser bereitgestellt werden. Zum Beladen und Entladen werden spezielle Werkzeuge wie Überführungen, Brücken oder Fallen eingesetzt, um ein Verrutschen zu verhindern. Wichtig sind auch eine vorsichtige Fahrweise und periodische Pausen an speziell dafür vorgesehenen Halteplätzen, damit sich die Tiere ausruhen können. Es ist auch äußerst wichtig, die richtige Temperatur zu halten.
Der Transport von Ladungen ist durch zahlreiche Vorschriften geregelt. Wie sieht das in Bezug auf lebende Tiere aus?
Die Bedingungen für den Transport lebender Tiere hängen von vielen Faktoren ab, einschließlich Tierart, Alter, Gesundheitszustand usw. Die Beförderung von Rindern, Schafen oder Pferden auf der Straße unterliegt einer strengen Kontrolle durch die Veterinärdienste Transportierte Tiere durchlaufen veterinärhygienische Untersuchungen, die es erlauben, ihren Gesundheitszustand zu bestimmen, Krankheiten zu erkennen, Allergietests und Impfungen durchzuführen. Der Transport lebender Tiere erfordert vor allem den Einsatz geeigneter Fahrzeuge. Dies gilt für alle Transportarten. Jedes Fahrzeug muss bestimmte Bedingungen erfüllen wie auch mit einem geeigneten Belüftungssystem, Trinkvorrichtungen und mit einem GPS-Navigationssystem ausgestattet sein. Die Sattelauflieger sollten vor jedem Transport gereinigt und desinfiziert werden. Zu beachten sind auch die quantitativen Beförderungsbeschränkungen
Im Bereich des Tiertransportes kooperiert AsstrA ausschließlich mit zuverlässigen TransportPartnern. Alle Fahrzeuge und Sattelauflieger verfügen über alle erforderlichen Genehmigungen. Die erfahrenen Spezialisten von AsstrA wählen das entsprechend eingerichtete Fahrzeug für die Beförderung der jeweiligen Tierart je nach Ladungseigenschaften und Kundenbedürfnissen aus. Bei Bedarf erstellen unsere Mitarbeiter multimodale Transportpläne unter Anwendung des Luft-, Straßen-, See- und Schienenverkehrs.
Ist es allerdings möglich, alles vorherzusehen?
Das Leben ist voller Überraschungen. Beim Transport ist es ähnlich. Bei der Umsetzung eines Projektes, als wir Rinder transportierten, gab es zum Beispiel in der Mongolei kein Heu für die zu transportierenden Tiere Die erfahrenen AsstrA-Fahrer haben jedoch sofort diese Aufgabe bewältigt und brachten Heu aus Kasachstan, indem sie es bei lokalen Bauern kauften. Kreativität ist oberste Priorität. Bei AsstrA sind Herausforderungen gern gesehen.